„Früher war alles besser“ oder einfach nur vertrauter?
Als Kind habe ich oft gehört: „Früher war alles
besser.“ Vor allem von meiner Großmutter.
Doch was mich damals schon verwirrte: Obwohl sie so oft von der "guten alten Zeit" sprach,
war sie selbst oft traurig, grantig irgendwie gefangen. Nicht wirklich glücklich.
Ich dachte damals: „Die neue Zeit muss wohl schuld
sein.“ Aber heute sehe ich das anders.
Heute weiss ich: Es geht nicht um früher oder heute. Es geht um Muster.
Was unsere Großeltern / Vorfahren nicht loslassen konnten
Viele Menschen halten am Alten fest, nicht weil es besser war, sondern weil es vertraut war.
Veränderung fühlt sich für viele bedrohlich an. Sie macht Angst. Sie wirbelt
auf, rüttelt an alten Bildern,
an Werten, an Rollen, an Sicherheit. Gerade die Generationen vor uns mussten
oft hart durchs Leben gehen. Es war ein ständiger Kampf: ums Überleben, um Anerkennung, um Struktur.
Da war wenig Raum für Emotionen oder Reflektion.
Sturheit war oft ein Schutz. „Dickköpfigkeit“ war oft Überleben.
Das Problem ist: Unser Unterbewusstsein unterscheidet nicht, ob ein Muster
noch gut für uns ist.
Es macht einfach weiter, weil es sich bewährt hat.
"Früher war alles besser“ oder einfach nur klarer?
Wenn ältere Menschen heute schimpfen, meckern, granteln, dann tun sie das oft nicht, weil sie böse sind. Sondern weil sie mit der Gegenwart überfordert sind. Weil alles schneller geht. Weil sie nicht mehr mitkommen. Weil sie nie gelernt haben, mit Emotionen umzugehen.
Sie sind in einer Zeit gross geworden, in der es vor allem um Struktur, Ordnung und Funktion ging.
Das ist die sogenannte „männliche Energie“: Klarheit, Kontrolle, Leistung, Durchhalten.
Emotionen hatten darin kaum Platz. Gefühle wurden oft als Schwäche
gesehen.
Man sprach lieber über Fakten, weil man sie messen und kontrollieren
kann.
Heute erleben wir einen starken Wandel: Die weibliche Energie, also das Fühlen, Spüren, das Weiche, das Empfangende ist präsenter denn je. Und das bringt viele ins Wanken. Denn plötzlich geht es um Gefühle. Um Achtsamkeit. Um Verbundenheit. Um Innenwelten. Das ist für viele, die in Härte und Funktion aufgewachsen sind, nicht nur ungewohnt, es ist bedrohlich.
Wir sind geprägt aber nicht gefangen
Diese Muster leben in uns weiter. Unbewusst. Als
Glaubenssätze. Als innere Stimme. Als Angst vor Veränderung. Als
Satz in uns: „So bin ich halt.“ Aber das stimmt nicht. Wir
sind nicht unsere Muster.
Wir tragen sie, doch wir können sie ablegen. Veränderung ist nicht gefährlich. Sie ist ungewohnt.
Und ungewohnt fühlt sich erstmal falsch an. Aber nur durch Veränderung wird
etwas wirklich besser – nicht durch Nostalgie.
Fazit: Früher war nicht besser. Früher war anders.
Wenn du heute wieder jemanden sagen hörst: „Früher war alles besser“,
frag dich:
War es wirklich besser oder einfach nur bekannter?
Und dann atme. Und erinnere dich: Du musst nicht alles
wiederholen, nur weil es vertraut ist.
Du darfst neu denken. Du darfst dich verändern. Du darfst der Mensch
sein, der das Muster erkennt und es durchbricht.